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Der neue Vostand der Lütteraten stellt sich vor

Am 25.04.20222 fand die Mitgliederversammlung der LÜTTERATEN statt. Endlich konnten sich die Mitglieder „in Präsenz“ treffen, nachdem es in den beiden vergangenen Jahren aufgrund der Corona-Pandemie nicht möglich war. In Kürze folgt ein Bericht der Mitgliederversammlung.

Lesung Dr. Günter Müchler vom 23.03.23

"Der Prophet gilt nichts in seiner Vaterstadt". Dieses Bibelzitat gilt nicht für Dr. Günter Müchler. DIE LÜTTERATEN hatten den in Lüttringhausen groß gewordenen Schriftsteller und ehemaligen Journalisten zu einer Lesung aus seinem aktuellen Buch "Beste Feinde" zum Thema der deutsch-französischen Beziehungen eingeladen, und ca. 50 Interessierte waren dieser Einladung in den Lüttringhauser Rathaussaal gefolgt, darunter auch einige ehemalige Mitschüler des Röntgen-Gymnasiums. Für DIE LÜTTERATEN war es die Auftaktveranstaltung für das "kleine" Jubiläum ihres 15jährigen Bestehens. Martin Kalhöfer, der 1. Vorsitzende, begrüßte den Autor mit der Frage, welche Beziehung er zur Stadtteilbibliothek habe. Die Antwort darauf war, dass er keine derartige Beziehung habe, wohl aber in seiner Kindheit und Jugend eine innige Beziehung zur damals gegenüber der Hl. Kreuz Kirche bestehenden katholischen Karl-Borromäus-Bibliothek. Die Bedeutung des Lesens könne gar nicht genug geschätzt werden. Sehr zu seinem Bedauern durfte er dort nur jeweils drei Bücher pro Woche ausleihen. Leider, sagte er, könne es bei heutigen Jugendlichen vorkommen, dass das zu Weihnachten geschenkte Buch auch Ostern noch nicht ausgelesen sei. Gefragt, warum er dieses Buch zum Wandel der deutsch-französischen Beziehungen geschrieben habe, antwortete er, "Putin hat uns die Augen geöffnet. Es ist auf der Welt nichts garantiert und man kann sich nicht auf Errungenschaften verlassen". Bevor er sein Buch in die Hand nahm, gab es noch einen geschichtlichen Exkurs bis zurück zu Kaiser Karl dem Großen, auf den sowohl Deutsche als auch Franzosen für sich vereinnahmen. Im Mittelalter haben beide Länder - oder richtiger: die darin wohnenden Stämme - sich nicht füreinander interessiert. Erbfeinde waren zu dieser Zeit für die deutschen Herrscher die Päpste und für die französischen die Engländer. Zu Beginn seiner Lesung ging der Autor auf die als "Germania" bekannte Schrift des römischen Schriftstellers Tacitus aus dem Jahre 98 n. Chr. ein, die erst tausend Jahre später in der Bücherei der Abtei Hersfeld wiederentdeckt wurde. Darin wird die asketische Lebensweise der Germanen den Römern als Spiegel vor Augen gehalten. Im 18. und 19. Jahrhundert haben sich die beiden Nationen zeitweise gegenseitig bewundert. So ist bekannt, dass "der Alte Fritz", also Friedrich der Große, deutlich mehr Französisch als Deutsch sprach, und sogar Napoleon in Deutschland viele Bewunderer hatte. Andererseits ist aber auch von Ernst- Moritz Arndt der Ausspruch bekannt: "Ich hasse alle Franzosen". Er könnte als „Erfinder der Erbfeindschaft“ gelten. Als Wendepunkt in dem deutsch-französischen Verhältnis bezeichnet der Autor den Krieg 1870/71. Mit dem Ausgang überwindet Deutschland seinen Inferioritätskomplex, wohingegen für die Franzosen mit dieser Demütigung die Erbfeindschaft beginnt. Ein besonderes Kapitel seines Buches widmet Dr. Müchler dem aus dem Sauerland stammenden katholischen Priester Franz Stock, der während des zweiten Weltkriegs im berüchtigten Gefängnis von Frèsnes Seelsorger für die inhaftierten und zum größten Teil auf die Hinrichtung wartenden Franzosen war und sich nach dem Krieg auf Wunsch der französischen Regierung in französischen Lagern um die deutschen Kriegsgefangenen kümmerte. Während der bewegenden Lesung dieses Kapitels hätte man eine Stecknadel fallen hören können. In seinem Dank für die Lesung ging Martin Kalhöfer insbesondere auch auf diesen Teil ein und stellte dann die Frage, wie wichtig die Kenntnis der Geschichte sei. Dr. Müchler bezeichnet diese Kenntnis als sehr wichtig und stellt im Zusammenhang mit dem deutsch-französischen Verhältnis folgende Thesen auf: 1. In den letzten 20 Jahren ist sowohl von Bonn/Berlin als auch von Paris zu wenig für die deutsch- französische Freundschaft getan worden. Der Bruch reicht zurück in die Ära Schröder. 2. Die deutsch-französische Freundschaft kann nicht durch Verstand, sondern in gleichem Maße durch Gefühle gesteuert sein. Er legte seinen Zuhörern insbesondere eine Rede von Charles de Gaulle ans Herz, die dieser 1962 frei in deutscher Sprache in Ludwigsburg vor Tausenden deutscher Jugendlicher gehalten hat. Gefragt, ob er selber während seiner Zeit in Frankreich Anzeichen einer Erbfeindschaft erlebt habe, antwortete er mit nein, verwies aber auf das Gebiet von Vercors in der Nähe von Grenoble, das sehr unter der Einsätzen der deutschen Wehrmacht hatte leiden müssen und wo es auch heute noch vorkommen könne, dass Autos mit deutschem Kennzeichen verkratzt werden. Langanhaltender Applaus belohnte den Autor für diese atypische Lesung, die von einem jüngeren Zuhörer als "sehr kurzweiliger Geschichts-LK" bezeichnet wurde."